Anime Review: Kakegurui Staffel 1

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Kakegurui

Wie sehr habe ich mich auf Kakegurui gefreut, als ich den ersten Trailer dazu gesehen habe. Wie schon ein paar mal erwähnt, gehört Gambling bzw. Glücksspiel zu meinen absoluten Genre-Favoriten. Den Grundstein hierzu dürfte wohl der Yu-gi-oh! Manga bilden, denn ich damals voller Spannung, im Banzai, Monat für Monat verfolgte.

Darauf Folgte etwas später eine meiner All-Time Favoriten Kaiji. Dieser Glücksspiel Anime gehört zu den spannendsten und faszinierendsten Serien die ich bis dato kenne. Leider bekommt diese grandiose Perle aber viel zu wenig Aufmerksamkeit, da viele Leute schlicht weg vom Zeichenstil abgeschreckt werden. Sehr sehr schade. Mein erklärtes Ziel ist es immer noch, diesem Anime weit größere Popularität zu ermöglichen als ihm aktuell anheim fällt.

Zurück zum Thema, Ich hatte mich so sehr auf Kakegurui gefreut und konnte es dann aus Lizenz-technischen Gründen leider nicht zeitnah sehen. Denn Netflix hatte sich das ganze geschnappt und erst letzte Woche, am Donnerstag dem 01.02.18, war die Serie dort für jedermann zugänglich.

Mia und ich, die beide unheimlich gespannt darauf waren, fingen dann am Donnerstag auch direkt an. Da so etwas dämliches wie arbeiten dazwischen kam, mussten wir aber leider nach der Hälfte Pausieren und schlafen gehen. Erst gestern am Sonntag konnten wie die Serie abschließen. Viel Spaß mit meiner Review zum Glücksspiel-Anime Kakegurui.

Kakegurui

Die Hyakkaou Privat Akademie ist ein Elitäre Privatschule, deren Schülerschaft zum größten Teil aus Nachkommen der reichsten Menschen Japans besteht. Um die Schüler auf die harte reale Welt vor zu bereiten, gelten dort ganz besondere Regeln, denn Glücksspiel steht ganz oben auf der Tagesordnung. Es wird sogar von der Schulleitung direkt begünstigt und gefördert.

Eine zentrale Rolle nimmt hier vor allem der Schülerrat ein, dessen Präsidentin die Schule mit eisernen Griff fest umklammert hält. Unter diesem Schülerrat wurde auch ein System aus Gewinnern und Verlierern etabliert, dass sich darauf aufbaut verschuldete Schüler zu „brandmarken“. Wie damals die Juden mit ihrem Davidstern, bekommen diese Verlierer ein Abzeichen verpasst. Die Jungs werden fortan als „Hunde“ und die Mädels als „Ziege“ bezeichnet.

Als mit Yumeko eine neue Schülerin an die Schule wechselt, tritt sie langsam aber sicher einer Flut an Ereignissen los, deren Ausgang unvorhersehbar ist. Durch ihre Gier nach Glücksspielen, hat sie sich bereits nach wenigen Spielen als „Ziege“ etabliert und ist damit auch recht zufrieden. Da sie aber eine „Kakegurui“ ist, jemand der lediglich Befriedigung in großen Risiken findet, schreckt sie nicht mal davor zurück ihr Leben als Wetteinsatz zu nutzen…

Kakegurui

   

Die Serie einen so unglaublich genialen Start, dass man einfach wissen will, wie es wohl weiter geht. Retrospektiv betrachtet muss ich wohl sagen, dass ich ganz froh bin sie jetzt so „am Stück“ gesehen zu haben. Der Nervenkitzel der durch diverse Cliffhanger wohl entstanden wäre, hätte mir womöglich die Serie doch etwas zerstört. So hat mir Netflix die Entscheidung sowohl abgenommen, wie auch die Möglichkeit geboten auf den Nervenkitzel zu verzichten.

Direkt mit der ersten Folge wird uns die äußerst spielsüchtige Yumeko mit ihrer Risikosucht, hervorragend präsentiert. Im Vergleich zu Mary kommt sie gerade zu Beginn als ganz großer Fisch in einem viel zu kleinen Becken rüber, dessen Aufmerksamkeitsspanne erstklassig ist. Sherlock Holmes wäre wohl sehr Stolz auf ihre didaktischen Fähigkeiten.

An ihrer Seite befindet sich mit Suzui eigentlich das genaue Gegenteil von ihr. Während sie so ziemlich in jeder Lage cool und gelassen bleibt und die Situation analysiert, macht er die selben Fehler wie Yumekos Gegner. Dabei zerdenkt er die meisten Sachen und verfällt sehr schnell in einen Panik-Ähnlichen Zustand. Eigentlich ist der Vergleich mit Holmes gar nicht so weit her geholt, mimt Suzui doch den perfekten Watson. (Außer vielleicht die Tatsache das Holmes kein verrückter Glücksspiel-süchtiger Psychopath war)

Ansonsten hat sie erst mal die ganze Schule gegen sich, wobei es dann doch wie in den meisten Serien verläuft. Soll heißen, nachdem sie ihre Gegner erst mal aufs übelste Gedemütigt hat, schließen sich die meisten im Laufe der Serie ihrer Sache an. Wobei das ja eigentlich eher dem Frust gegen die Schülerrats-Präsidentin geschuldet ist, deren Methoden nicht wirklich anklang finden. Lustig finde ich hier vor allem, das Yumeko der Schülerrats-Präsidentin eigentlich so ähnlich ist, das es absurd ist, dass sich Leute wie Meari ihr anschließen.

Gerade die erste Hälfte der Serie hat mir somit echt gut gefallen, bis zum verhängnisvollen Duell gegen Midari. Welches in etwa bei Folge 6 beginnt. Ab diesem Punkt war meiner Meinung nach irgendwie die Luft raus. Die Spannung innerhalb der Duelle wurde auf ein absehbares Minimum reduziert und der Ausgang war eigentlich jedes Mal zu 100% offensichtlich. Was eigentlich unheimlich schade war. Auch die vermeintliche „Gefahr“ für den Charakter war für uns als Zuschauer lediglich begrenzt nachvollziehbar.

So baute die Serie ab und endete mit der Anime-only Final-Folge auf ihrem tiefsten Punkt. Was eigentlich absurd lustig ist, da diese sogar vom Autor selbst geschrieben wurde… Tja lief wohl Medien-übergreifend nicht so gut. Somit kann ich gerade was meinen Hauptfokus, das Glücksspiel, angeht nur sagen, das ihr verhältnismäßig enttäuscht wurde. Hier wäre so viel mehr drin gewesen und vor allem wenn der Anime sich selbst als Gamble-Anime verkauft, sollte da mehr gehen.

Kommen wir zu einem weiteren Punkt der mir leider etwas Sauer auf gestoßen ist: Die Fratzen bzw. die Psychosen. Ich habe von vielen Leuten gehört, das gerade diese eins der Highlights für sie an dieser Serie waren. Ich gehöre wohl nicht dazu. Meine Erwartungen hieran waren hier auch eher auf das Glücksspiel und nicht die Psychosen gestützt.

Meiner Meinung nach, macht der Anime hier auch keinen soooo guten Job. Waren die Fratzen und Psychosen zu beginn noch bedrohlich Glücksspiel-Trieb gesteuert, verkamen sie ab dem Duell gegen Midari zu krankhaften Psychosen. Das hat mir so gar nicht gefallen und vor allem alle Mädels so abgrundtief hässlich gemacht… Wems gefällt, der ist hier wohl komplett richtig.

Zur Synchro muss ich sagen, das Netflix mal wieder einen sehr guten Job gemacht hat. Mir tut eigentlich nur Daniela Reidies leid, da sie für mich für immer Biyomon sein wird und damit auch alle Charaktere die sie spricht^^“ Aber das ist wohl mein ganz persönliches empfinden.

Aber eine Sache bezüglich der Synchro muss ich dann doch noch ansprechen. Nämlich das Haustiersystem, welches Schüler mit Schulden zu „Hunden“ und zu „Ziegen“ macht. Ich höre schon fast den Shitstorm gegen Netflix und kann ihn bedingt auch verstehen. Schließlich sieht man an Yumekos Verhalten und der Aufschrift auf dem Anhänger das wohl eine Katze (bzw. Muschi) gemeint ist und keineswegs eine Ziege.

Hier stehe ich aber eigentlich auf Seiten von Netflix, da sie keine wörtliche sondern eine sinnbildliche Übersetzung genutzt haben. Denn das ganze soll ja als Beleidigung dienen. Jemanden als Hund zu bezeichnen kommt da schon durchaus hin, aber jemanden beleidigend als Katze zu betiteln eher weniger. Daher finde ich die Wahl der Ziege gar nicht soo schlecht. (Wäre da nicht die Szene mit Yumeko als sie sich selbst als Katze gibt)

Kakegurui

    

Die Zeichnungen von Kakegurui sind der Wahnsinn. Wunderschön und das Studio versteht es definitiv, die Charaktere durch Zoom oder verstärken der Augenfarbe in Szene zu setzen! Optisch war es also was das angeht ein tolles Werk, da hört es in meinen Augen aber auch schon wieder auf. Vor allem die Fratzen, die die Charaktere oftmals gezeigt haben, waren echt schlimm. Hat einfach gar nicht zum Gesamtbild gepasst, solch Wunderschöne Mädels und dann solche hässlichen Fratzen. Als Stilmittel um den inneren Charakter nach außen hin zu zeigen war es allerdings gut. Ist ein Zweischneidiges Schwert, fürs Auge wars eben weniger schön.

Generell gab es auch einiges was fragwürdig war. Im Nachhinein habe ich durch Fuma ja jetzt erfahren, was Kakegurui eigentlich heißt. Von daher war die Extase und die geilheit der Charakter vor/nach/während der Spiele ja dadurch erklärt. Aber beim ansehen fand ich das einfach nur unfassbar deplatziert. Die Rätsel und die Auflösungen waren teilweise echt cool. Ich liebe Gamble Anime/Manga, von daher habe ich mich ursprünglich wirklich sehr auf den Anime gefreut. Die Spiele waren aber teilweise einfach langweilig. Am Anfang war es noch gut, hat dann aber Stück für Stück immer mehr abgebaut. Das war unfassbar schade, da das Potenzial dafür definitiv vorhanden war.

Auch solche Stilmittel, dass im Falle des Verlierens die Brille kaputt geht oder ein Charakter wegen des Schocks von dunkelbraunen Haaren plötzlich zu weißen Haaren kam… sowas mag ich nicht. Bei einem Setting das doch so realistisch ist, ist sowas einfach super deplatziert. Generell würde ich sagen, wer auf Gamble steht sollte sich eher was anderes suchen und z. B. Kaiji oder Liar Game lesen bzw. gucken. Da fängt man dann was sinnvolleres mit seiner Zeit an. Obwohl man bei den beiden Werken durchaus über den Zeichenstil streiten kann, dafür können sie aber inhaltlich mehr, als nur schön aus zu sehen.

Wie schon geschrieben, muss ich gestehen das der Anime meiner Erwartungshaltung leider nicht gewachsen war. Was eigentlich echt schade ist. Dabei will ich doch gar nicht so viel. Ein wenig Spannung und Bedrohung für meine Hauptcharaktere, mehr ist doch gar nicht nötig um mich glücklich zu machen. Wenn aber vorab klar ist, wie etwas ausgeht…. seufz.

Dennoch kann ich mir vorstellen das der Anime bei vielen Leuten Anklang findet und er beliebt ist. Ich gehöre nur leider nicht dazu. Das soll aber keineswegs bedeuten, dass ich mich nicht auf die angekündigte 2. Staffel freue. Vielleicht versetzt diese mich ja ebenfalls wieder in die gleiche Ekstase wie zu Beginn. Naja an Yumekos Level werde ich hier aber wohl nie kommen.

Wer als Lust auf eine relativ Spannende Serie mit Psychotischen Charakteren und vielen kranken Fratzen hat, der sollte sich die Serie bedenkenlos ansehen. Von mir gibt an hier somit leider nur 7 von 10 gewonnen Glücksspielen.

Euer

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2 Antworten

  1. speckolga sagt:

    Ich muss auch sagen, mir gefällt die Serie echt überraschend gut! Ich bin jetzt fast durch, mir fehlt nur noch die letzte Folge.
    Ich mag es, dass die Mädels mal nicht immer hübsch und glatt sind, sondern ihre “Gefühle” nach außen tragen, das gibt der Sache einfach diesen Guilty Pleasure Effekt, weil man ich am Anfang echt denkt: Warum schaue ich das eigentlich? Aber nach und nach konnte ich die Frage besser beantworten: Weil es spannend ist. Ich habe bei jeder Folge eine gewisse Anspannung gefühlt. Ich konnte nie wirklich erahnen, ob Yumeko nun gewinnt oder verliert, klar, man weiß irgendwo, dass sie ein Ass im Ärmel hat, aber damit wird für mich trotzdem toll gespielt.
    Ist sicherlich nicht für jeden was die Serie, aber wer einen Hang zum Verrückten hat, interessante Charaktere mag (außer den Typen, der ihr da hinterherrennt, ich kenne nicht mal seinen Namen, so unwichtig kommt er mir vor) und einfach unterhalten werden will, der ist hier denke ich richtig 🙂

    PS: Das mit der Übersetzung finde ich Mist! Tut mir Leid, aber wo wäre das Problem gewesen, Katze zu nehmen? Jeder hätte das verstanden, denke ich, weil es geht ja nicht persé um die Beleidigung, sondern eben um das “Haustier sein” und da wäre Katze so oder so passender gewesen. Das mit der Ziege stößt selbst ohne die Szene mit Yumeko komisch auf.^^

  2. hellspawn2501 sagt:

    Mir wurde es beim anschauen der Serie nicht langweilig, bzw. ich fand nicht das es sich zu sehr wiederholte. Dafür sorgten allein schon die vielen verschiedenen Gegner mit ihren teilweisen echt schlimmen Psychosen. Und ja, ich liebe es wenn die Charaktere schon so schön krankhaft dargestellt werden. Insofern waren die ganzen Psychofratzen a’la Higurashi /Umineko ein schönes Highlight für mich. Dafür lohnt sich schon bei Staffel 2 wieder einzuschalten und noch mehr solche kranken Charaktere zu sehen. ^^
    Ich muß sagen das ich auch mit der Spannung in den Duellen zufrieden war, außer der wirklich sehr sehr schlechten letzten Episode. Wenn der Autor schon an einen Anime only Ende mitarbeitet hätte ich eigentlich was besseres erwartet, als diese lahme Vorstellung. Immerhin hab ich von einen Mangaleser gehört, das man trotz anderen Ende aber wieder die weitere Handlung des Manga umsetzen könnte, ohne viel verändern zu müßen. Also bleibt man zumindest wohl von solch schwachen Folgen in Episode 2 verschont.
    Wo ich eurer Kritik, neben dem schwachen Finale, ebenfalls zustimmen kann, ist die Sache mit der zerbrochenen Brille/ weiße Haare. Das fand ich auch etwas deplatziert.
    Netflix hat übrigens wirklich Mist bei der Übersetzung geleistet. Das Haustiersystem an sich ist hier das Menschenverachtende. Da braucht es keiner zusätzlichen Beleidigung indem man Katze in Ziege verwandelt. Wobei man eine Ziege auch nicht unbedingt als Haustier hält…
    Von der Veröffentlichungspolitik in Sachen Anime, die hoffentlich nun durch Violet Evergarden langsam ein Ende nimmt, mal abgesehen.

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